Virtuelle Anatomie - Credit: Helmut Lunghammer

Virtuelle Anatomie: 2 Unis - 1 virtueller 3D-Hörsaal

Die Weltpremiere die heute gleichzeitig in Graz und in Linz stattgefunden hat, war ein eindrucksvoller Beweis für die gute Zusammenarbeit und der beiden Universitäten bei der Ausbildung zukünftiger Mediziner*innen. Niels Hammer, Lehrstuhlinhaber des Lehrstuhls für makroskopische und klinische Anatomie der Med Uni Graz hat mehrere Präparate in Graz bearbeitet, was von einer speziellen 3D-Kamera aufgenommen wurde. Dieses Live-Video wurde sowohl im großen Hörsaal der Anatomie in Graz als auch in den medSPACE der JKU in Linz übertragen. Mithilfe spezieller 3D-Brillen, könnte das übertragene Video und die Arbeit von Niels Hammer noch besser gesehen werden.

In der Virtuellen Anatomie – die mit der Veranstaltungsreihe „Anatomie für Alle“ auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist – können Studierende mittels 3D-Brillen Organe als Ganzes betrachten und zugleich bis in ihre kleinsten Strukturen stufenlos zoomen – auf sieben mal vier Metern, stereoskopisch in 4K-Auflösung und 120 Hz Bildwiederholrate (60 Hz pro Auge im Stereobetrieb). Initiiert wurde die Virtuelle Anatomie von Franz Fellner, Leiter der Abteilung für Virtuelle Morphologie an der JKU, da an der JKU in Linz kein klassischer Anatomieunterricht mit Körperspender*innen durchgeführt wird. Die Linzer Humanmedizinstudierenden absolvieren ergänzend zur Virtuellen Anatomie einen Präparierkurs an der Medizinischen Universität Graz.


Technischer Quantensprung

Ein Teil der Virtuellen-Anatomie-Vorlesungen von Franz Fellner wurde bisher von der JKU als 2D-Videostream an die Med Uni Graz übertragen, und im Gegenzug hat Niels Hammer aus Graz die Lehrinhalte mit anatomischen Präparaten per 2D-Videostream nach Linz übertragen.

Nun erfolgt ein technischer Quantensprung: Die 3D-Vorlesungen aus dem JKU medSPACE in Linz werden live auf einer neuen großen LED-Wand an der Medizinischen Universität Graz gezeigt, ebenfalls in stereoskopischem 3D mit 3D-Brille und für bis zu 500 Studierende. Die Audiosignale und Steuerdaten für das Programm aus Linz werden in Echtzeit nach Graz übertragen, sodass die Studierenden an beiden Standorten simultan in die Vorlesung eintauchen können. Darüber hinaus werden Aufnahmen von Präparaten im Rahmen von Vorlesungen der Medizinischen Universität Graz mit einer stereoskopischen 4K-Kamera live nach Linz übertragen, sodass die Studierenden im JKU medSPACE ergänzend zur Virtuellen Anatomie auch anatomische Präparate in 3D erleben können. Die Vorlesung ist interaktiv, die beteiligten Lehrenden haben die Möglichkeit über einen Videokonferenz- Audiokanal zu kommunizieren und entsprechend Fragen von Studierenden gegenseitig weiterzuleiten.

„Jetzt kommt zusammen, was zusammengehört“, zeigt sich Franz Fellner begeistert. „In der Virtuellen Anatomie arbeiten wir mit Datensätzen aus MR- und CT-Aufnahmen von lebenden Menschen. Die klassische Anatomie lehrt anhand von Präparaten von Körperspender*innen. Um ein umfassendes Verständnis von Anatomie und Pathologie zu erlangen ist beides enorm wichtig. Das hebt die Ausbildung auf eine neue Ebene.“

„Die Zusammenarbeit zwischen der JKU und der Med Uni Graz ist in ihrer Art unvergleichlich. Gemeinsam haben wir Großes erreicht und durch die kombinierte Anwendung bewährter und neuester Technologien in Anatomie und Radiologie eine solide Basis geschaffen, um unsere Studierenden optimal auf die Medizin der Zukunft vorzubereiten.“, sagt Niels Hammer, der den Lehrstuhl für makroskopische und klinische Anatomie an der Medizinischen Universität Graz innehat. „Wir feiern an beiden Standorten das Jubiläum der JKU, zugleich eröffnen wir mit unserer Technologie die größte Anatomiekonferenz im DACH-Raum in Graz.“, sagt Niels Hammer.

„Technologisch gesehen ist die vernetzte 3D-Lehre, synchron an zwei universitären Standorten, sowie die 3D-Darstellung auf einer LED Wall für 500 Studierende eine Hitech Pionierarbeit und ermöglicht die Ausbildung von Studierenden unter Verwendung der derzeit modernsten verfügbaren Möglichkeiten“, freuen sich die Vizerektoren für Lehre Andreas Janko (JKU) und Erwin Petek (Med Uni Graz). „Wir haben die gemeinsame vorklinische Ausbildung unserer Studierenden von Beginn an innovativ gestaltet. Dass virtuelle und klassische Anatomie nun in einem gemeinsamen virtuellen 3D-Hörsaal gelehrt werden, ist für die Studierenden ein bedeutender Mehrwert“.

Partner*innen der JKU bei dieser einzigartigen Forschungskooperation sind das Ars Electronica Futurelab mit seinem Programm „Cinematic Anatomy x Deep Space“ und die Softwareexpert*innen von Siemens Healthineers.

Für die Zukunft planen die JKU und die Med Uni Graz die Nutzung dieser Technologie auf gemeinsame Fortbildungs- und Kongressveranstaltungen auszuweiten.