Wenn Sie auch gerade mit einer Erkältung flach liegen, können Sie sich zumindest daran aufrichten: Sie sind nicht allein! 175.417 Österreicher*innen starteten im Krankenstand in das neue Jahr, der Großteil war wegen eines grippalen Infekts krankgeschrieben, zeigen Zahlen der ÖGK. Aber auch die Fälle der „echten Grippe“ (medizinisch: Influenza) sind im Steigen begriffen: Die erste Woche des Jahres zeigte laut dem Influenza-Netzwerk eine erwartete Steigerung der Fälle, durch das Ende der Feiertage und die Rückkehr in die Schulen, sei mit einer weiteren Zunahme zu rechnen. Die gute Nachricht: Die zirkulierenden Viren entsprechen den Virusstämmen, vor denen die heurige Grippe-Impfung schützt. Diese Zahlen bestätigt auch Hausärztin Ines Muchitsch vom Gesundheitszentrum Medius aus der Praxis: „Wir gehen gerade über mit Infektpatienten, vor allem sehen wir Atemwegsinfekte mit Husten, Schnupfen, Bronchitis und Nebenhöhlenentzündungen.“ Während die Fälle der echten Grippe mehr werden, sei Covid-19 in den Hintergrund getreten.
Anders als die echte Grippe, die eine schwere Viruserkrankung mit häufigen Komplikationen darstellt und sogar tödlich enden kann, ist ein grippaler Infekt im Normalfall harmlos. „In der Regel dauert ein grippaler Infekt mit Schnupfen und Husten sieben Tage“, sagt Dietmar Thurnher, Vorstand der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenhalskunde am LKH-Universitätsklinikum Graz. Was dann zu tun ist: Abschwellende Nasentropfen verwenden, damit die Nebenhöhlen gut belüftet werden und sich keine Bakterien ansiedeln, die eine sogenannte Superinfektion auslösen können. Auch Nasensprays mit Kochsalz seien sinnvoll, da sie mild desinfizierend wirken und es den Erregern auf den Schleimhäuten schwer machen. „Auch Inhalationen mit Salzwasser oder mit Inhalationsgeräten helfen gegen die Symptome der Erkältung“, sagt Dietmar Thurnher.
Hausärztin Ines Muchitsch fügt an: „Schonen, dem Körper Ruhe gönnen und zuhause bleiben, wenn man krank ist – auch um andere nicht anzustecken.“ Sie rät auch zu Hausmitteln wie Thymiantee mit Honig und schleimlösenden Säften aus der Apotheke, um den Husten zu bekämpfen. Auch ein Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen sei für bis zu drei Tage erlaubt – werden die Beschwerden dann nicht besser, sollte der Weg zum Arzt, zur Ärztin führen.
Linderung der Beschwerden
Mit Behandlung dauert die Erkältung sieben Tage, ohne eine Woche: Dieser Merksatz zeigt, dass alle Hilfsmittel zwar die Beschwerden mildern können, mit den auslösenden Viren muss das Immunsystem aber selbst fertig werden. Zieht sich die Erkältung aber länger, hat man das Gefühl, „der Schnupfen geht gar nicht mehr weg“, kann das unterschiedliche Ursachen haben. „Prinzipiell kann der Husten nach einer Erkältung über mehrere Wochen bleiben, vor allem wenn man empfindliche Schleimhäute hat oder an Asthma leidet“, sagt Experte Dietmar Thurnher.
Zu einer, in aller Regel viralen Erkältung, kann sich auch eine bakterielle Superinfektion gesellen: Auf den bereits angegriffenen Schleimhäuten können sich Bakterien ansiedeln und so zum Beispiel zu einer Mittelohrentzündung oder einer Entzündung der Nebenhöhlen (medizinisch: Sinusitis) führen. Zu erkennen ist die Sinusitis an einer Verschlechterung des Allgemeinzustands, eventuell mit Fieber, Schmerzen in der Stirn und der Kieferhöhle, vor allem wenn man den Kopf nach vorne beugt sowie „grünem Rotz“, der anders aussieht als normales Schnupfensekret. „Liegt eine Sinusitis vor, braucht es ein Antibiotikum“, sagt Dietmar Thurnher.
Hausärztin Ines Muchitsch sagt: „Halten Erkältungssymptome länger als drei Wochen und sind sehr quälend, machen wir eine weiterführende Diagnostik.“ Dann werde untersucht, ob mögliche andere Erreger hinter den Beschwerden stecken können. „Wir sehen heuer gehäuft atypische Erreger wie Mykoplasmen oder Lungen-Chlamydien, die einen hartnäckigen Husten auslösen können“, sagt Ines Muchitsch. Auch hier sei die Antibiotika-Behandlung notwendig.
Stärkung des Immunsystems
Damit es erst gar nicht so weit kommt, gilt es, das Immunsystem zu stärken. Ines Muchitsch rät zu ausreichend Schlaf und Erholungsphasen, einer gesunden Ernährung und Spaziergängen an der frischen Luft. Gegen trockene Schleimhäute helfen nasse Handtücher im Schlafzimmer und Inhalationen mit Salzwasser. Auch pflegende Nasensalben oder Pastillen zum Lutschen pflegen die Schleimhäute. Der wichtigste Tipp von Dietmar Thurnher: „Lassen Sie sich gegen Grippe impfen! Jedes Jahr landen viele Menschen wegen Influenza auf der Intensivstation oder versterben.“
Lutschtabletten: Sogenannte Halsschmerz-Tabletten haben eine mild schmerzlindernde Wirkung, gegen die Erreger im Hals können sie allerdings nichts ausrichten. „Sinnvoller ist mit Salbeitee zu gurgeln, dieser enthält Stoffe, die Schleimhäute widerstandsfähiger machen“, sagt Dietmar Thurnher.
Schnupfen & Husten: Kommt die Erkältung gerade erst in Fahrt, helfen Schwitztees aus Holunder- oder Lindenblüten. Bei Halsentzündungen helfen Klassiker wie Eibisch oder Käsepappel gegen die Trockenheit im Hals. Husten-Kräuter helfen beim Abhusten von zähem Schleim und beruhigen den Hustenreiz. Dazu zählen Spitzwegerich und Thymian.
Nasentropfen richtig anwenden: Abschwellende Nasentropfen sollten nicht länger als sieben bis zehn Tage angewendet werden, es kann sich ein „Gewöhnungseffekt“ einstellen. Der HNO-Fachmann empfiehlt außerdem Nasensprays mit Salzwasser, um die Schleimhäute zu pflegen.
Textnachweis: Sonja Kraus, Kleine Zeitung online vom 10.1.2025