„Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ mit diesem Ingeborg-Bachmann-Zitat als Motto hat Rektor Hellmut Samonigg zur Podiumsdiskussion an der Medizinischen Universität Graz eingeladen. Das steirische Spitalswesen steht, befeuert durch die Pandemie und einen teilweise gefährdenden Personalmangel unter Druck und die Lösungsfindung gestaltet sich herausfordernd. Um den richtigen Antworten auf die Krise näher zu kommen, wurde in einer prominent besetzten Runde diskutiert.
Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar
Das Interesse war groß, der Hörsaal 1 der Med Uni Graz voll: Teilnehmer*innen der Podiumsdiskussion waren neben Med Uni Graz Rektor Hellmut Samonigg, der Vorstandsvorsitzende der KAGes-Gerhard Stark, Marianne Raiger, Landesvorsitzende des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes, die Gesundheits-Landesrätin Juliane Bogner-Strauß, der Vorsitzende des Landessanitätsrats und ärztlicher Direktor des LKH Hochsteiermark Erich Schaflinger und der Präsident der Ärztekammer für Steiermark Michael Sacherer. Die Diskussionsrunde wurde von Helmut Schöffmann moderiert.
Eröffnet wurde die Diskussion von Gastgeber Hellmut Samonigg, der, bezugnehmend auf das Motto der Diskussion betont: „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar, sie muss aber auch gesagt werden. Nur mit einer Diagnose, die klar auf dem Tisch liegt, kann man auch arbeiten. Die Zahlen, die in diesem Zusammenhang oft präsentiert werden, sind oft abstrakt, doch es geht hier um Schicksale von Mitarbeiter*innen und Patient*innen.“
Viele Herausforderungen treffen die Gesundheitsversorgung
Nach der Eröffnung wurden Erfahrungen aus der Praxis geteilt. Der Ton war einhellig: Die Pandemie war herausfordernd, demografische und organisatorische Rahmenbedingungen und die hohe psychische und physische Belastung sorgen für einen prekäre Personalsituation, die sich in praktisch allen Bereichen niederschlägt.
KAGes Vorstandsvorsitzender Gerhard Stark zeigt sich von der aktuellen Situation betroffen, erklärt aber auch: „Das ist die Realität, in der wir sind, Es gibt keine schnellen Lösungen und Veränderungen verursachen Schmerzen.“
Landesrätin Juliane Bogner-Strauß sprach eingangs allen im Gesundheitssystem tätigen Personen ihren großen Dank aus, für alle Leistungen rund um das Spitalswesen in dieser herausfordernden Zeit und stellte erste Anreize für das Pflegepersonal vor, die kürzlich veröffentlicht wurden.
Während das LKH-Universitätsklinikum Graz oft im Fokus steht, will Erich Schaflinger auch auf die Situation in den peripheren Krankenhäusern aufmerksam machen: „Wir draußen sind auch noch da, es bröckelt an vielen Stellen und Standorten.“
Für Marianne Raiger, Landesvorsitzende des Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes, stand das Pflegepersonal im Mittelpunkt: „Es ist eine riesengroße Krise und die Pflege bekommt den Frust der Patient*innen ab.“ Ärztekammerpräsident Michael Sacherer fordert ergänzend auch faire Arbeitsbedingungen für Ärzt*innen.
Stream zum Nachschauen.
Fragen können noch bis 03. Mai per Mail gestellt werden
Das Publikum konnte abschließend Fragen an das Podium stellen: Pflegekräfte, Ärzt*innen und andere Beteiligte waren sich hier einig: Man braucht auch kurzfristige Lösungen, um sowohl die Mitarbeiter*innen zu schützen und halten zu können, als auch die Patient*innen angemessen zu versorgen. Nach zum Teil sehr emotionalen zwei Stunden war die Podiumsdiskussion beendet.
Bis zum 03. Mai 2023 können weitere Fragen per E-Mail an podiumsdiskussion(at)medunigraz.at gerichtet werden.