Interview

Im Interview: Pflegewissenschaft

Mit dem medizinischen Fortschritt, dem demographischen Wandel und den steigenden Anforderungen an eine evidenzbasierte Versorgung hat sich auch das Berufsbild der Pflege stark verändert. Aus der Komplexität der pflegerischen Versorgung, die aktuell in Zeiten einer weltweiten Pandemie mehr als deutlich geworden ist, ergibt sich die Notwendigkeit der Akademisierung der Pflege in Österreich und Ausbildung wissenschaftlicher Expert*innen. Das modifizierte Masterstudium Pflegewissenschaft an der Medizinischen Universität Graz verknüpft in einzigartiger Weise Forschung und Praxis und bietet vielfaltige Karrieremöglichkeiten. Im AirCampus Interview beschreibt Christa Lohrmann, Leiterin des Instituts für Pflegewissenschaft an der Med Uni Graz, den Studienplan. Weiters berichten unsere Studierende und Absolvent*innen von ihren Erfahrungen.

Studentin Karin Hinterbuchner befindet sich aktuell im Masterstudium und schildert ihre Eindrücke aus dem Studium

Karin Hinterbuchner befindet sich seit 2019 im Masterstudium Pflegewissenschaft. Ihrem baldigen Abschluss blickt sie bereits erfolgreich entgegen.

"Als ich das Diplom für Gesundheits- und Krankenpflege, sowie den Bachelor in Pflegewissenschaft absolvierte, wusste ich, dass diesem Bereich keine Grenzen gesetzt sind und man sein Wissen stets erweitern kann. Dies war ein klares Ziel für mich, zukünftig bei wissenschaftlichen Projekten mitzuwirken und auch als Expertin angesehen zu werden. Die Med Uni Graz ist sehr attraktiv, da sie modern, professionell und innovativ ist. Sie hat national und international viele spannende Kooperationen und dementsprechend auch vielfältige bedeutsame Projekte und Veranstaltungen. Außerdem ist die Stadt Graz die perfekte Stadt zum Studieren. Ich arbeite derzeit auch als „Study Nurse“ (berufsbegleitend neben dem Masterstudium gut möglich) für nationale und internationale Firmen, wo ich mein theoretisches Wissen direkt in der Praxis umsetzen als auch anwenden kann", so Karin Hinterbuchner.

Was sind Ihre persönlichen Highlights im Studium?

"Am meisten gefällt mir der persönliche aber auch sehr professionelle Zugang des Studiums. Wir arbeiten und lernen sehr eng zusammen mit den Professoren und bilden somit eine gute Einheit, die voneinander stets lernen kann. Die Med Uni Graz bietet außerdem eine Vielzahl von spannenden Wahlfächern. Beispielsweise durfte ich in Eisenerz im „Simulationskrankenhaus" mehrere Tage verbringen, wo ich als Pflegeperson die Möglichkeit hatte, sich auf Notfall-, Krisen- und Katastrophensituationen durch realitätsnahe Simulationen optimal vorbereiten zu können."

Wo sehen Sie sich beruflich nach dem Abschluss?

"Das Schöne an diesem Studium ist, dass es eine Vielfalt an Berufswegen gibt, die man einschlagen kann. Ich sehe mich daher zukünftig auch in vielen Bereichen, sei es als wissenschaftliche Projektleiterin, Clinical Research Associate, Qualitätsmanagerin, Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, Gesundheitsberaterin oder als Professorin für Lehrveranstaltungen. Die Bereiche Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention interessieren mich besonders, daher hoffe ich zukünftig für Österreich bei Maßnahmen und Projekten mitwirken zu können, da dies meiner Meinung nach mehr Fokus und Bedarf bräuchte und die Pflege eine entscheidende Rolle einnimmt."

Karin Hinterbuchner

Ich konnte die wissenschaftliche Theorie mehrfach in die Praxis umsetzen, bei Kongressen vortragen und mitwirken, wissenschaftliche Berichte verfassen, „Fact-Sheets“ für die klinische Praxis gestalten, Umfragen durchführen, Screening Tools für die Praxis bewerten und übersetzen, qualitative Interviews leiten sowie empirische Daten analysieren.

Studentin Karin Hinterbuchner, BScN

Absolvent Thomas Windhaber berichtet: Erfahrungen im Masterstudium Pflegewissenschaft

Thomas Windhaber hat sein Studium an der Med Uni Graz im April 2018 abgeschlossen. Wir haben ihn gefragt, wie es ihm im Studium ergangen ist.

"Der Master Pflegewissenschaft bietet eine sehr gute Möglichkeit das Wissen aus Praxis und Wissenschaft zu verknüpfen. Die Pflege ist aus meiner Sicht von der Wissenschaft nicht zu trennen. Ich wollte die Zusammenhänge besser verstehen und tiefer in die Materie eintauchen. Es gibt in Österreich kein vergleichbares Masterstudium als jenes an der Med Uni Graz. Die Inhalte mit dem stetigen Fokus zur Pflegepraxis und der Aufbau sind einzigartig", berichtet Thomas Windhaber.

Rückblickend gesehen, was waren für Sie die größten Highlights im Studium?

"Definitiv die Verknüpfung zwischen Pflegepraxis und Pflegewissenschaft. Wir stellten uns Problemen aus dem Pflegealltag, die wir Studierende selbst erlebten und bereiteten wiederum Lösungen für die Praxis vor. So entwarfen wir z.B. Flyer für Pflegende oder Patient*innen und gaben unsere Erkenntnisse bei Vorträgen weiter. Dank des Masterstudiums konnte ich neben der Tätigkeit als DGKP im Bereich Palliativ und Hospiz in verschiedenste Bereiche hineinschnuppern. Ich war Teil eines von der EU geförderten Forschungsprojekts zum Thema Frailty, durfte die Pflegequalitätserhebung in einem Krankenhaus planen und war als Referent für Pflegethemen im Bereich Langzeitpflege tätig.. Derzeit leite ich die mobilen Pflege- und Betreuungsdienste bei der Caritas der Diözese Graz-Seckau. Ich profitiere täglich von den Inhalten des Masterstudiums. Als Führungskraft ist es essentiell in den Bereichen Leadership und Change Management sattelfest zu sein sowie über Prozesse zur Verbesserung der Pflegepraxis Beschied zu wissen. Diese Themen sind ein Hauptaugenmerk im Studium. "

Was möchten Sie zukünftigen Studierenden gerne mit auf den Weg geben?

"Ich rate allen, die sich für das Studium der Pflegewissenschaft entschieden haben, sich auf die Lehrveranstaltungen einzulassen und vor allem ihre Erfahrungen und ihr Wissen aus der Praxis einzubringen. Jenen, die Interesse an diesem Studium haben, möchte ich raten sich in Vorhinein gut über die Inhalte und die möglichen späteren Arbeitsfelder zu informieren. Wenn einem diese Punkte zusagen, steht einem Start nichts mehr im Wege. Zukünftigen Studierenden möchte ich eines mit auf den Weg geben: Bleibt neugierig und kritisch. Wir brauchen Pflegepersonen, die den Status Quo nicht einfach hinnehmen, sondern motiviert sind neue Wege und Lösungen zu finden."

Windhaber Thomas (Foto: Bernhard Loder)

Das Interesse am Bereich der Pflege war bei mir schon immer da. Zudem wollte ich nach der Matura unbedingt ein Studium absolvieren. Das Studium der Pflegewissenschaft war für mich die optimale Möglichkeit einen praktischen Beruf zu erlernen und gleichzeitig einen wissenschaftlichen Hintergrund zu erwerben.

Absolvent Thomas Windhaber, MSc BScN

AirCampus Podcast: Christa Lohrmann im Interview

Christa Lohrmann, Leiterin des Instituts für Pflegewissenschaft an der Med Uni Graz, beschreibt im Interview mit Bernadette Hiter das Wichtigste für zukünftige Studierende und Studieninteressierte. Zum Beitrag geht es hier.