Eine neue Studie belegt einmal mehr, dass Vorsorge wirkt: 23 Jahre mehr Lebenszeit durch gesunden Lebensstil. Im Gespräch mit Sonja Krause von der KLEINEN ZEITUNG erklärt Sandra Holasek vom Lehrstuhl für Immunologie, was die neuen Studienergebnisse im Detail bedeuten.
Wir waren wirklich überrascht, wie viel man mit der Einführung von einem oder allen acht Lebensstilfaktoren gewinnen konnte“: Das sagt Studienleiter Xuan-Mai Nguyen von der University of Illinois über seine eigenen Studienergebnisse. Und diese zeigen: Mit einem gesunden Lebensstil können 40-jährige Männer im Durchschnitt 23,7 Jahre länger leben als mit einem sehr schädlichen Lebensstil. Bei Frauen beträgt der Unterschied 22,6 Jahre. „Diese Studie zeigt einmal mehr, was für einen wichtigen Beitrag Vorsorgemedizin leistet“, beurteilt Sandra Holasek von der Med Uni Graz. Es sei heute wichtiger denn je, die Gesundheit im Alter zu fördern, denn: Jedes zweite Kind, das nach dem Jahr 2000 geboren wurde, wird voraussichtlich den 100. Geburtstag erleben.
Und es gilt: „Je früher man seinen Lebensstil auf gesund ändert, desto größer sind die Chancen auf gesundes Altern“, sagt Sandra Holasek. Diese acht Faktoren sind dabei zentral:
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Körperlich aktiv sein: „Entscheidend ist die kontinuierliche Bewegung im Alltag“, sagt Holasek. Das haben auch Untersuchungen mit Hundertjährigen gezeigt: Deren Alltag ist geprägt von ständiger Bewegung – dabei zählt jede Stufe, jeder Schritt, der zu Fuß zurückgelegt wird – so kann Muskelmasse erhalten werden.
- Nicht rauchen: Rauchen ist das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko in den Industriestaaten. Es ist nie zu spät, aufzuhören.
- Gut mit Stress umgehen: Dabei geht es einerseits darum, sich aus der ständigen Reizüberflutung des Alltags bewusst herauszunehmen und sich Ruhephasen zu gönnen. Andererseits: „Wenn man seinem Leben einen Sinn gibt, kann das sieben zusätzliche Lebensjahre bringen“, sagt Holasek.
- Gute Ernährung: Zunächst gehe es darum, den Genuss und die Achtsamkeit zurück an den Esstisch zu bringen: „Je weniger Ablenkung ich beim Essen habe, desto besser funktionieren die Sättigungsmechanismen in unserem Körper“, erklärt Holasek. Genießen statt schlingen müsse die Devise sein. Gerade für die Altersmedizin gebe es einige wichtige Nahrungskomponenten: Vitamin D, das Muskeln und Immunsystem stärkt; Eiweiß aus Hülsenfrüchten, Fisch, magerem Fleisch und Milchprodukten, das für den Muskelaufbau essenziell ist; Omega-3-Fettsäuren aus Walnüssen, heimischen Fischen wie Forelle, Leinsamen oder Ei, die unsere Hirnzellen „füttern“ und auch anti-depressiv wirken – und vor allem: Obst und Gemüse! „Damit ernährt man sich nicht nur kalorienarm, sondern nimmt auch wertvolle Pflanzenfarbstoffe wie Polyphenole und Carotinoide zu sich, die unter anderem die Fettspeicherung im Körper vermindern können“, sagt Holasek.
- Nicht unmäßig Alkohol trinken: Auch hier hat man von Hundertjährigen gelernt: „Ein oder zwei Glas Wein zum Essen, nicht mehr“, rät Holasek.
- Gut und regelmäßig schlafen: Sieben Stunden Schlaf ohne größere Schwankungen scheinen laut einer Studie am idealsten für die kognitive Leistungsfähigkeit, das allgemeine Wohlbefinden und die psychische Gesundheit von Menschen mittleren und höheren Alters zu sein.
- Positive soziale Beziehungen pflegen: „Fröhlichkeit ist ansteckend“, sagt Holasek – und das Eingebundensein in stabile soziale Verbände ist ein wesentlicher Faktor für ein gesundes und langes Leben. Auch das zeigen Untersuchungen mit Hundertjährigen.
- Nicht von Opioid-Schmerzmitteln abhängig sein: In den USA stellt die Schmerzmittelsucht eine wahre Epidemie dar – Europa ist dank strengerer Regularien nicht so stark betroffen.
Textnachweis: Sonja Krause, KLEINE ZEITUNG vom 27.07.2023