Eine Testosterontherapie bei Transmännern bewirkt weitreichende körperliche Veränderungen und kann auch die Sexualität beeinflussen. Es gibt derzeit jedoch kaum genaue Informationen darüber, wie sich eine Testosterontherapie auf die sexuelle Wahrnehmung und Zufriedenheit auswirkt. Das Ziel dieser Diplomarbeit war es, zu untersuchen, wie eine Testosterontherapie die Klitorissensibilität und Orgasmuswahrnehmung beeinflusst. Auch Auswirkungen auf Schmerzen bei sexueller Aktivität, die Zufriedenheit mit der genitalen Optik sowie eine mögliche Veränderung der Masturbationstechnik wurden evaluiert.
Methoden
Zur Datenerhebung wurde ein selbst erstellter Fragebogen verwendet, da keine validierten Alternativen vorlagen. Der verwendete Fragebogen beinhaltete quantitative und qualitative Fragen zu elf Aspekten, deren Veränderungen durch die Testosterontherapie untersucht werden sollten. Die Teilnehmerrekrutierung fand von Mitte bis Ende 2023 über das Universitätsklinikum Graz, Beratungs- und Anlaufstellen für transidente Personen sowie soziale Medien statt. Es wurden trans-männliche Teilnehmer im Alter von 19 bis 60 eingeschlossen, die mindestens ein Jahr lang eine Testosterontherapie erhalten hatten. Operationen mit Kolpokleisis, Kolpektomie, Metoidioplastik oder Phalloplastik stellten Ausschlusskriterien dar. Die Auswertung der erhobenen Daten erfolgte deskriptiv.
Ergebnisse
Die Studie schloss 60 trans-männliche Teilnehmer, die im Schnitt seit 3,1 Jahren mit Testosteron therapiert wurden, ein. Bei 61,7 % der Teilnehmer wurde bereits eine Mastektomie und bei 11,7 % eine Hysterektomie durchgeführt. Die Auswertung der Fragebögen zeigte, dass sich bei über 80 % der Studienteilnehmer Libido, Häufigkeit sexueller Aktivität und Zufriedenheit mit dem Sexualleben gesteigert hatten. Eine Zunahme von Klitorissensibilität, Orgasmusfähigkeit und Zufriedenheit mit der Optik des Genitalbereichs wurde von rund zwei Dritteln der Teilnehmer beschrieben. Bei 57,9 % veränderte sich die Orgasmuswahrnehmung, wobei Orgasmen tendenziell als intensiver, kürzer und stärker auf den Genitalbereich fokussiert wahrgenommen werden. 82,8 % der Teilnehmer berichteten über eine Änderung ihrer Masturbationstechnik, bedingt durch eine bessere Stimulierbarkeit der gewachsenen Klitoris, höhere Libido und höhere Zufriedenheit mit dem Körperbild. 23,5 % beschrieben eine Abnahme von Schmerzen und unangenehmen Empfindungen bei sexueller Aktivität, während 27,5 % über eine Zunahme solcher berichteten.
Schlussfolgerung
Eine ausführliche Aufklärung der Patienten vor Therapiebeginn ist angesichts der ausgeprägten Veränderungen unterschiedlicher Aspekte unverzichtbar. Die Ergebnisse dieser Studie bieten zudem wichtige Anhaltspunkte für weiterführende Forschungen