Gesunde Ernährung tut auch der Seele gut. Das zeigen Studien zum Zusammenspiel von Psyche, Darm und den im Darm angesiedelten Bakterien. Das Thema ist auch im Zentrum der Frauengesundheitsmesse in St. Pölten gestanden.
Unser Darm ist ein komplexes Organ, das nicht nur für die Verdauung zuständig ist. Die Bakterien im Darm – das Mikrobiom – können auch psychische Symptome beeinflussen. „Tatsächlich ist unser ganzer Körper miteinander in Kommunikation. Und gerade das zentrale Nervensystem – da gehört unser Gehirn dazu – ist über den Nervus vagus mit allen Organen in Verbindung. Und das zweitgrößte Nervensystem, das wir in unserem Körper haben, ist der Darm“, so Melanie Schweinzer von der Klinischen Abteilung für medizinische Psychologie, Psychosomatik und Psychotherapie der Med Uni Graz, die bei der Frauengesundheitsmesse der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) mit mehrerern Kolleg*innen in St. Pölten einen Vortrag zu dem Thema hielt.
Darmbakterien beeinflussen auch Parkinson
Ist zum Beispiel die Verbindung zwischen Darm und Gehirn gestört, kann es zu depressiven Verstimmungen kommen, aber auch bei der Erkrankung an Parkinson spielen die Darmbakterien eine Rolle. „Man hat gemerkt, dass eine gewisse Konstellation der Bakterien im Darm mit einer Wahrscheinlichkeit, an Parkinson zu erkranken, zusammenhängt. Und wenn man diese Verbindungen im Vorfeld gekappt hat, ist es nie zum Krankheitsausbruch gekommen“, fasst Schweinzer das Ergebnis einer Studie zusammen.
Die Verbindung zwischen Kopf und Bauch kann man auch selbst positiv beeinflussen: „Man kann sich das vorstellen wie eine Blumenwiese. Umso mehr verschiedene Pflanzen im Garten sind, umso resilienter ist er gegen Umwelteinflüsse. Genauso ist es bei unserem Mikrobiom. Das heißt, wenn wir vielfältig zuführen, haben wir auch die Möglichkeit, diese Vielfalt zu erhalten.“ Konkret wird eine mediterrane Kost empfohlen auf Basis von Gemüse, Obst, Fisch und gesunden Ölen mit viel Omega drei Fettsäuren und Ballaststoffe reichen Lebensmitteln wie etwa Hülsenfrüchten.
Gesunde Ernährung steigert die Gedächtnisleistung
Studien mit älteren Personen, die eine Ernährungsberatung bekommen haben, haben erfreuliche Ergebnisse gezeigt, erklärt die Psychologin: „Das besonders Spannende war, dass eben nicht nur Effekte auf die Stimmung festzustellen waren, sondern auch auf die Konzentrationsleistung und auf die Gedächtnisleistung. Das heißt, es kann vorbeugend auf die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns wirken und wahrscheinlich auch auf die Entwicklung demenzieller Symptomatiken.“
Helfen kann auch die medizinische Bauchhypnose, bei der Psycholog*innen die Betroffenen mit Übungen anleiten, so die Expertin. „Es ist Schulmedizin. Es hat nichts mit Esoterik zu tun. Es ist sogar in den Leitlinien für Patient*innen mit Reizdarm verankert. Das heißt, es ist eine Indikation, die man immer setzen muss, wenn Reizdarm diagnostiziert wird. Und das funktioniert in den Studien besser als zum Beispiel Medikamente.“ Bei der Darmgesundheit gilt allerdings das gleiche wie bei allen anderen Gesundheitsthemen: Man muss dranbleiben, um dauerhaft etwas zu verändern.
Textnachweis: Manuela Matl, orf.at vom 09. November 2024