Was die Umstellung auf die Winterzeit für den kindlichen Schlaf bedeutet und wie sich Familien am besten auf die Zeitumstellung vorbereiten, erklärt die ärztliche Leiterin des Interdisziplinären Schlaflabors an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Graz Astrid Sonnleitner im Gespräch mit der WOCHE Steiermark.
Wer hat an der Uhr gedreht? Morgens früher hell, abends früher dunkel
Zwei Mal im Jahr wird in Österreich die Zeit umgestellt. Während die Uhren am letzten Märzwochenende um eine Stunde vorgestellt werden (Sommerzeit), gibt es am letzten Oktoberwochenende eine Stunde extra (Winterzeit): Die Zeiger werden um eine Stunde zurückgedreht, das heißt, wir stellen die Uhren in der Nacht von Samstag auf Sonntag von 3 Uhr auf 2 Uhr zurück . Für den Tagesverlauf bedeutet die Zeitumstellung, dass es morgens wieder früher hell und abends früher dunkel wird.
Wird die Uhr vor oder zurück gestellt? Zu jeder Zeitumstellung gehört im Vorfeld auch immer die Frage, wann die Uhren umgestellt werden und ob sie nun vor- oder zurückgestellt werden müssen. Diese Eselsbrücke kann dir als Merkhilfe dienen: Im Sommer stellt man die Gartenmöbel vor das Haus, die Uhren werden also eine Stunde vorgestellt. Im Winter werden die Gartenmöbel dann wieder zurück ins Haus gestellt, also werden die Uhren eine Stunde zurückgedreht.
Vor allem Eltern blicken der Zeitumstellung vielfach mit Sorge entgegen: Sie haben an den Tagen danach nämlich nicht nur mit der eigenen inneren Uhr zu kämpfen, sondern auch mit den Rhythmusproblemen ihrer Kinder.
Rituale als Orientierungspunkte im Tagesverlauf
Als ärztliche Leiterin des Interdisziplinären Schlaflabors des Kinderzentrums der Medizinische Universität Graz/LKH-Univ. Klinikum Graz weiß Astrid Sonnleitner um die Besonderheiten des kindlichen Schlafes. "Kleine Säuglinge entwickeln erst im Laufe des ersten Lebensjahres ihren eigenen Schlaf-Wach-Rhythmus und sind von der Zeitumstellung in der Regel wenig betroffen. Vielmehr geben ihnen Rituale die notwendige Orientierung im Tagesverlauf. Das vertraute Abendritual läutet die Zubettgehzeit ein", erklärt die steirische Expertin.
Doch auch wenn Kinder größer werden, bleiben Rituale und gleichbleibende Abläufe ein wichtiger Anker im Tagesgeschehen. "Je nach individueller inneren Uhr brauchen manche Kinder Zeit, um sich an die Winterzeit zu gewöhnen, bei vielen geht die Zeitumstellung aber auch beinahe unbemerkt vorbei", sagt Sonnleitner.
Wie kann man sein Kind am besten auf die Zeitumstellung - in diesem Fall auf die Umstellung auf Winterzeit - vorbereiten?
"Eine gute Möglichkeit wäre ein schrittweises Annähern an die neue Zeit. Beispiel: Die Zubettgehzeit war während der Sommerzeit 19 Uhr, so ist das Kind nun bereits um 18 Uhr gemäß Winterzeit müde. Um die Umstellung den Kindern zu erleichtern, kann man bereits vor der Zeitumstellung in 10 bis 15 Minutenintervallen alle drei bis vier Tage das Zubettgehen nach hinten verlegen. Auch macht es Sinn das Tagesprogramm (Mittagessen, Mittagschlaf, Abendessen etc) bereits ein paar Tage vor der Zeitumstellung der neuen Schlafenszeit schrittweise anzugleichen.
Das Umverlegen der Schlafenszeit im 10-15 Minutentakt alle zwei bis drei Tage kann man natürlich auch nach der Zeitumstellung umsetzen."
Welche Probleme können bei Babys, Kindern oder auch Jugendlichen mit der Zeitumstellung einher gehen?
"Durch das Zurückstellen der Uhrzeit für die Winterzeit sind nun auch „Nachteulen“ eine Stunde früher müde. Kindern und Jugendliche, die morgens üblicherweise schwer aus dem Bett kommen, erleichtert es anfänglich in der Winterzeit das Aufstehen. Sie können ja in den ersten Tagen „gefühlt“ eine Stunde länger schlafen.
Eltern von kleinen Frühaufstehern erfreuen sich verständlicherweise nicht sehr daran, bereits eine Stunde früher als nötig (z.B. bereits um 5 Uhr gemäß Winterzeit anstelle von 6 Uhr in der Sommerzeit) in den Tag zu starten."
Tipp: "Manchen Familien kann die Zeitumstellung durchaus auch entgegen kommen. Wenn sie beispielsweise die Einschlafzeit ohne große Schwierigkeit nach vorne verlegen möchten. Ein Beispiel: Die Kinder gehen üblicherweise um 19 Uhr ins Bett, sind aber nun mit der Winterzeit schon um 18 Uhr müde und die Zubettgehzeit könnte problemlos auf 18:00 Uhr oder 18:30 Uhr vorverlegt werden. Das kann sich auch positiv auf die morgendliche Routine am Folgetag auswirken. Die Kinder sind dann am nächsten Morgen ausgeruhter und kommen leichter aus dem Bett. Es empfiehlt sich, das Wochenende bzw. die Herbstferien zu nutzen, um sich in den Winterzeit-Rhythmus hineinzufinden."
Wie lange brauchen Babys bzw. Kinder, um sich an den neuen Rhythmus zu gewöhnen?
"In der Regel gewöhnen sich Kinder recht rasch an Umstellungen. Meist braucht es ein bis zwei Wochen, um sich anzupassen. Je nach individueller innerer Uhr des Kindes kann es unter Umständen auch mal länger dauern."
Textnachweis: Martina Schweiggl, WOCHE Steiermark