Mit Wirkung vom 15. November 2023 wurde Jolana Wagner-Skacel für das Fach Medizinische Psychologie, Psychosomatik und Psychotherapie an die Medizinische Universität Graz berufen.
Ihr Weg in die Medizin
Jolana Wagner-Skacel wurde 1972 in Tschechien geboren, von wo sie mit ihren Eltern und ihrem Bruder 1981 nach Österreich geflohen ist. Nach Aufenthalten in Traiskirchen, Straden und Gloggnitz besuchte sie das BG/BRG Leibnitz. Sie studierte und promovierte Medizin in Graz und war bis 2001 als Turnusärztin im Bereich Chirurgie und innere Medizin tätig. Ab 2002 arbeitete sie als Assistenzärztin an der Universitätsklinik für Medizinische Psychologie. Bereits früh in ihrer klinischen Laufbahn absolvierte sie einen mehrjährigen Aufenthalt in der damals ersten Klinik für stationäre Psychosomatik in Bad Aussee, um psychotherapeutische Methoden für die Behandlung von Patient*innen mit sowohl somatischen als auch psychosozialen Erkrankungen kennenzulernen. Schon damals war die Erforschung der Persönlichkeitsstrukturdiagnostik zur Einschätzung von Krankheitserleben, Krankheitsverarbeitung, den individuellen Vulnerabilitäten und Ressourcen ihr Schwerpunkt.
Diesen Forschergeist führte sie als Leiterin der interdisziplinären Forschungseinheit „Persönlichkeitsstruktur in der Psychosomatik“ an der Med Uni Graz fort. 2014 hat sie ihr Weg zurück nach Graz geführt, wo sie als Oberärztin an der Klinischen Abteilung für Medizinische Psychologie, Psychosomatik und Psychotherapie der Med Uni Graz tätig war. 2022 hat sie sich in diesem Fach habilitiert. An der Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Med Uni Graz leitet Jolana Wagner-Skacel die Spezialambulanz für Psychosomatik in der Gastroenterologie und Hepatologie, die Spezialambulanz für Psychokardiologie und fungierte bis zu ihrer Berufung als erste Stellvertreterin der Klinischen Abteilung für Medizinische Psychologie, Psychosomatik und Psychotherapie.
Fokus in Forschung und Lehre
Seit Beginn ihrer Laufbahn an der Medizinischen Universität Graz ist Jolana Wagner-Skacel fest in der universitären Lehre und Forschung mit dem Anliegen verankert, zukünftige Kolleg*innen auf die Herausforderungen des klinischen Alltags vorzubereiten und diese in einer Haltung zu schulen, die eine dem Menschen angemessene Medizin gewährleistet. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen die exakte Charakterisierung von interindividuellen Unterschieden in spezifischen Erlebens- und Verhaltensdimensionen auf Basis der unterschiedlichen Biografien der Patient*innen (Persönlichkeitsstrukturdiagnostik). Diese beeinflussen die Krankheitsverarbeitung, die Copingstrategien und die Ärztin*Arzt-Patient*in-Beziehung.
Die Ergebnisse der bisherigen Forschung zeigten, dass diese interindividuellen Unterschiede für die Adhärenz und den Umgang mit der Erkrankung bei chronisch kranken Patient*innen wesentlich sind. Insbesondere Unterschiede im Persönlichkeitsfunktionsniveau im Sinne grundlegender Kompetenzen im Bereich der Selbst- und Beziehungsregulation haben hohe Relevanz für psychische, soziale und körperliche Gesundheit als zentrale Outcome-Variablen. Den Schwerpunkt der klinischen Tätigkeit bilden die psychosomatisch-psychotherapeutische und psychologische Versorgung der stationären Patient*innen des Universitätsklinikums und die ambulante Prävention wie auch die Weiterbehandlung in Spezialambulanzen integriert in die somatischen Bereiche.
Zukünftige Vorhaben in Lehre, Versorgung und Forschung
Die Forschungsschwerpunkte der Klinischen Abteilung für Medizinische Psychologie, Psychosomatik und Psychotherapie zielen darauf ab, eine nachhaltige Gesundheitsforschung zu forcieren. Zudem besteht, vor allem durch den Fokus auf dem Zusammenhang zwischen psychischen und somatischen Erkrankungen, ein enger Bezug zum Bereich Mikrobiom und Infektion, Neurowissenschaften, Onkologie und der kardiovaskulären Forschung. Die bereits bestehenden Kooperationen in diesen Bereichen zu internen Kliniken und Instituten sollen in diesem Sinne verstärkt und das Netzwerk mit externen Kooperationspartner*innen erweitert werden. In der Versorgung möchte Jolana Wagner-Skacel ein individualisiertes psychosomatisches Therapiekonzept für die Anwendung am Krankenbett in der inneren Medizin etablieren. Denn bei Patient*innen mit chronischen und komplexen somatischen Krankheitsbildern sind sehr häufig psychische Leiden als zusätzliche Erkrankungen vorhanden. Die Wechselwirkungen zwischen den psychischen und körperlichen Einschränkungen sind vielfältig und können zum Beispiel das Behandlungsergebnis und die Prognose der somatischen Krankheit verschlechtern. Daher wäre es im Universitätsklinikum Graz neben dem integrierten biopsychosozialen Behandlungssetting in Form von Konsiliar- und Liaisondienst auch sinnvoll, ein stationäres integriertes psychosomatisches Komplex-Behandlungsangebot zu implementieren. In der Lehre möchte Wagner-Skacel Wahlfächer wie zum Beispiel „Philosophische, soziologische und theologische Inhalte im Medizinstudium“ etablieren. Die Reflexion über das Menschenbild und die Ethik im Kontext von Gesundheit und Krankheit steht hierbei im Vordergrund. Die Studierenden werden motiviert und angeleitet, sich mit philosophischen Fragestellungen in Ergänzung zu den Themen der naturwissenschaftlich basierten Medizin auseinanderzusetzen. Insgesamt zielt der Unterricht darauf ab, die Neugier und die Interprofessionalität als Basis jeder Wissenschaft zu kultivieren.