Medizinerin gibt Interview

Hautkrebs: Interview mit der Dermato-Onkologin

Der Sommer neigt sich dem Ende zu und die Bräune verblasst. Haben Sie schon einen Blick auf Ihre Haut geworfen? Es ist bekannt, dass die Sonne die Haut schneller altern lässt, aber leider gibt es auch eine Reihe von Hautkrebsarten, die mit Sonneneinstrahlung in Verbindung gebracht werden, wie die Dermato-Onkologin Barbara Rainer erklärt. Es gibt mehrere Arten von bösartigem Hautkrebs, aber die häufigsten sind der ‚schwarze Krebs’, d. h. das Melanom, und die beiden Arten des ‚weißen Krebses‘, das Basaliom und das Plattenepithelkarzinom.

 

Das Melanom ist eine der häufigsten Krebsarten auch bei jungen Erwachsenen

Barbara Rainer erklärt, dass es neben der Sonne auch andere Risikofaktoren für Hautkrebs gibt: Zu den wichtigsten Risikofaktoren für Hautkrebs zählen intensive UV-Bestrahlung (Sonne und Solarium), wiederkehrende Sonnenbrände, sowie genetische (erbliche) Faktoren. Gefährdet sind außerdem Menschen mit geschwächtem Immunsystem“.

 

Jetzt, wo die Bräune kaum noch zu sehen ist, sollten wir einen Blick auf unsere Haut werfen. Wie erkennt man Hautkrebs?

„Trotz des Namens sieht der weiße Hautkrebs nicht wie weiße Flecken auf der Haut aus, sondern ist eher haut- oder fleischfarben. Ungeübte Augen übersehen jedoch beide Hautkrebsarten leicht, weil sie mit Narben, Ekzemen, Warzen oder (nicht heilenden) Wunden verwechselt werden. Daher sollten sich Menschen mit entsprechenden Hautveränderungen sicherheitshalber frühzeitig von einem Hautarzt untersuchen lassen. Schwarzer Hautkrebs entwickelt sich nur in einem gewissen Prozentsatz der Fälle aus bereits bestehenden Muttermalen, die sich farblich und in ihrer Größe verändern. Die Mehrheit entsteht aber völlig neu auf vorher unveränderter Haut. Einen guten Hinweis für ein Melanom liefert die Regel des „hässlichen Entleins“: Das Mal, das anders ist als alle anderen, gilt als auffällig. Eine Ärztin*ein Arzt sollte dies zeitnah untersuchen“. Wie wir bereits erwähnt haben, ist die Sonne einer der wichtigsten Risikofaktoren. Die Dermato-Onkologin erklärt: „Wichtig ist der richtige Lichtschutz. Dazu gehören nicht nur Sonnencremes, sondern auch schützende Kleidung, Kopfbedeckung und eine Sonnenbrille. Die Mittagssonne sollten Sie lieber meiden“.

 

Bei der Inspektion der Haut fällt mir auf, dass ein Muttermal ungewöhnlicher aussieht als die anderen. Wann sollte ich zur Ärztin*zum Arzt gehen und was passiert bei der Untersuchung?

„Wenn die Hautveränderung neu ist, wächst, juckt, blutet oder schmerzt, sollte sie abgeklärt werden. Bei einer auffälligen Hautveränderung wird zunächst die persönliche und familiäre Krankengeschichte von der Hautfachärztin*vom Hautfacharzt erfragt (Anamnese). Im Anschluss inspiziert die Ärztin*der Arzt die Haut gründlich. Auffällige Flecken werden mit dem Auflichtmikroskop inspiziert. Die Auflichtmikroskopie ist schmerzfrei und ermöglicht eine genaue Beurteilung einer verdächtigen Hautveränderung. Diese Methode verbessert die Diagnostik von Hauttumoren und trägt dazu bei, unnötige Gewebeentnahmen zu verhindern. Klinisch verdächtige Muttermale werden im Ganzen entfernt und feingeweblich untersucht. Je früher man Hautkrebs entdeckt, desto höher sind die Heilungschancen. Daher wird eine jährliche Kontrolle beim Facharzt für Hautkrankheiten empfohlen. Risikopatient*innen sollten in kürzeren Abständen zur Vorsorgeuntersuchung gehen“. Laut Statistik Austria erkranken in Österreich pro Jahr etwa 1.500 Menschen an einem malignen Melanom.

„Etwa 70 % aller Melanome werden in einem so frühen Tumorstadium entdeckt, dass sie durch eine Operation entfernt werden können. Fünf Jahre nach der Diagnose leben in diesem Fall noch über 90% der Patient*innen. Glücklicherweise hat sich im letzten Jahrzehnt durch neue Therapieansätze die Behandlung für Patient*innen mit fortgeschrittenem Melanom erheblich verbessert“. Wenn das Melanom nicht rechtzeitig operiert wird, können sich die bösartigen Zellen im ganzen Körper ausbreiten. In diesem Fall müssen die Patient*innen weiter behandelt werden. Barbara Rainer erläutert die neuen Therapieformen: „Die Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren hat die Behandlung von Patient*innen in einem fortgeschrittenen Melanom-Stadium revolutioniert. Die Wirkungsweise dieser Krebs-Immuntherapien basiert darauf, das Immunsystem der Patient*innen zu unterstützen, die Tumorzellen abzutöten. Die Überlebensaussichten für Melanom-Patient*innen wurden dadurch erheblich verbessert, allerdings spricht nur maximal die Hälfte der Patient*innen mit fortgeschrittenem Melanom auf Checkpoint-Inhibitoren an“.

 

Fokus Forschung

Barbara Rainer ist nicht nur eine klinische Spezialistin, sondern auch in der Forschung tätig. „In den USA habe ich mich schwerpunktmäßig mit dem Einfluss des Darmmikrobioms auf chronisch entzündliche Hauterkrankungen (Akne, Rosazea) beschäftigt. Seit meiner Rückkehr nach Österreich liegt der Forschungsfokus auf Mikrobiom und Immuntherapie beim fortgeschrittenen Melanom. Die Zusammensetzung des Darmmikrobioms beeinflusst das Immunsystem und kann daher auch eine wichtige Rolle für das Ansprechen auf eine Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren und Auftreten von immunvermittelten Nebenwirkungen spielen“. Was sind die langfristigen Ziele der Forschung in diesem Bereich? „Eine Metaanalyse hat bestätigt, dass das Darmmikrobiom das Ansprechen der Patient*innen auf eine Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren bei fortgeschrittenen Melanom beeinflusst, aber der Zusammenhang ist komplex. Ziele sind, diese komplexen Zusammenhänge zu erforschen, um das Ansprechen auf diese Krebs-Immuntherapien zu erhöhen und schließlich das Überleben von Patient*innen mit fortgeschrittenen Melanom zu verbessern“.

 

 Tipps für junge Mediziner und Medizinerinnen, die sich auch für die Forschung interessieren

„Wichtig sind gute Mentor*innen, Wissbegier, Eigeninitiative, Ausdauer, Flexibilität, eventuell ein Praktikum in einem Forschungsinstitut und auch der Schritt ins Ausland“, so Barbara Rainer.

 

Text: Taissia Filippova