Eva Reininghaus von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin der Med Uni Graz stellt im Interview mit der Kronen Zeitung klar: Menschen mit bipolarer Störung (auch manisch-depressive Erkrankung genannt) erleben Schwankungen in ihrer Stimmungslage, im Denken und ihrem Energielevel. In der manischen Phase fühlen sich die Betroffenen unnatürlich gut, haben viel Energie, brauchen wenig Schlaf und haben das Gefühl, einfach alles schaffen zu können.
Dieser Zustand kann sich so steigern, dass das Verhalten nicht mehr kontrolliert werden kann. Sie gründen zum Beispiel Firmen, die nur auf dem Papier existieren, kaufen teure Autos, die sie sich niemals leisten können oder pflegen außergewöhnlich viele sexuelle Kontakte. Diese Zeit kann Wochen bis Monate andauern und zu enormen privaten, beruflichen und finanziellen Schäden führen. Im Gegensatz dazu denken Kranke in einer depressiven Phase nur negativ, freuen sich über nichts und können sich zu nichts aufraffen. Im Extremfall treten sogar Gedanken auf, dass das Leben keinen Sinn mehr hat. Dazwischen herrscht zeitweise ausgeglichene Stimmung, die ein völlig normales Leben ermöglicht. Welche Phasen wann eintreten, ist nicht vorhersehbar. Ähnlich wie Asthma, Diabetes oder manche Formen von Bluthochdruck ist Bipolarität eine chronische Erkrankung, die lebenslang andauert.
Allerdings lernen die Patient*innen bei entsprechender Behandlung, damit zu leben. Sie erkennen dann, wie Phasen ausgelöst werden, wann sie auftreten und wie man frühzeitig gegensteuern sollte. Um die Symptome in den Griff zu bekommen, helfen unter anderem Medikamente, welche die Stimmung stabilisieren. Damit werden starke Schwankungen verhindert. Wichtig ist, sich mit dieser Krankheit auseinanderzusetzen und fachärztliche Betreuung anzunehmen.
Textnachweis: Krone Gesund vom 26. August 2023