Weltkrebstag - sewcream/AdobeStock

Weltkrebstag 2023: Forschungshotspot Med Uni Graz

Am 4. Februar wird der Weltkrebstag begangen. Ziel des Aktionstages ist es, die Forschung, Behandlung, Vorbeugung und Früherkennung von Krebserkrankungen ins Rampenlicht zu rücken. In Österreich erkranken jedes Jahr etwa 42 000 Menschen an Krebs und Krebserkrankungen stellen noch immer die zweithäufigste Todesursache in Österreich nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar. Die Med Uni Graz hat sich mit dem Forschungsfeld Krebsforschung und mit gebündelter Kompetenz aller wissenschaftlicher Disziplinen gemeinsam mit dem LKH-Universitätsklinikum Graz im Universitären Comprehensive Cancer Center Graz einer engen Verbindung zwischen Therapie und Wissenschaft verschrieben. Philipp Jost, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie und Sprecher des Universitären Comprehensive Cancer Center Graz, spricht über die neuesten Entwicklungen und Fortschritte in diesem wichtigen Forschungsgebiet.


Krebsforschung an der Med Uni Graz

An der Med Uni Graz wurde ein eigenes Forschungsfeld rund um das Thema Krebs bzw. Krebserkrankungen geschaffen – eingebettet in das Universitäre Comprehensive Cancer Center Graz als gemeinsame Einrichtung von Med Uni Graz und LKH-Universitätsklinikum Graz. Im Jahr 2022 wurden in diesem Forschungsfeld 221 Publikationen veröffentlicht, was die exzellente Forschungsleistung an der Med Uni Graz untermauert. Ein Beispiel stellt die Untersuchung von bisher unbekannten genetischen Veränderungen in Lungenkrebs dar, die möglicherweise in Zukunft als Zielstruktur für eine neue Therapie fungieren könnten.


Personalisierte Medizin

In den letzten Jahren hat sich die Krebsbehandlung immer stärker zu einer Präzisionsmedizin entwickelt. Personalisierte Medizin steht im Vordergrund vieler Tumortherapien. In einer im November 2022 erschienenen Publikation beschäftigt sich Philipp Jost gemeinsam mit weiteren Forscher*innen mit den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen der molekularen Tumortherapie und der Frage, welche genetischen Mutationen in Tumoren zu einer Änderung der Therapie führen sollten und welche nicht. Dies ist insbesondere wichtig, da das molekulare Verständnis von Veränderungen in Tumorzellen das Kernstück einer zukünftigen personalisierten, zielgerichteten und effektiven Tumortherapie darstellt.

Einen wichtigen Schritt bei der personalisierten Tumortherapie haben Armin Gerger und Jakob Riedl von der Klinischen Abteilung für Onkologie der SOUND-Studie gemacht. Oft liegen Biopsien, anhand derer ein genetisches Tumorprofil erstellt wird, bereits viele Monate oder sogar Jahre zurück. Da sich Tumorzellen rasch vermehren, kann es sein, dass das aktuelle genetische Grundgerüst der Krebserkrankung mittlerweile von dem damals erhobenen abweicht.

Eine Möglichkeit, möglichst nichtinvasiv an aktuelles Tumorgenom zu kommen, stellt die sogenannte ctDNA dar. ctDNA steht für „circulating tumor DNA“ und beschreibt Tumor-DNA, die von den Zellen losbricht und frei im Blut durch den Körper transportiert wird. So kann anhand einer Blutprobe das aktuelle Tumorgenom abgeschöpft, analysiert und für zukünftige Behandlungsüberlegungen herangezogen werden. Die Analysetechnik der ctDNA wird durch das Diagnostik- & Forschungsinstitut für Humangenetik der Med Uni Graz auf international höchstem Niveau angeboten.

Basierend auf den Ergebnissen und Erfahrungswerten dieser Studie konnte das molekulare Tumorboard weiterentwickelt und die personalisierte Medizin und Krebsbehandlung gefördert werden.


Verschränkung von Forschung und Therapie

Die Expertise der Mediziner*innen der Med Uni Graz wird in den Tumorboards des Universitären Comprehensive Cancer Center Graz gebündelt. Ein Tumorboard besteht aus einer Reihe von Ärzt*innen verschiedenster Fachrichtungen: Onkolog*innen, Chirurg*innen, Radiolog*innen, Radioonkolog*innen, Patholog*innen und weitere Expert*innen erörtern in diesen Konferenzen die bestmöglichen Therapieoptionen für die Patient*innen und legen daraufhin interdisziplinär einen Therapievorschlag vor. Insgesamt gibt es im Universitären Comprehensive Cancer Center zwölf Tumorboards, die nicht nur lokale Fälle betreuen und diskutieren, sondern mit ihrer Expertise auch Ärzt*innen in anderen Kliniken unterstützen, Rat geben und Behandlungsoptionen vorschlagen.

Das molekulare Tumorboard stellt eine ganz besondere Version dieser Fachkonferenz dar. Hier werden vor allem komplexere Fälle oder Tumorerkrankungen besprochen, die auf konventionelle Therapien nicht angeschlagen haben. In diesem Board werden Therapiekonzepte auf Basis molekulargenetischer Analysen erstellt, etwa einer DNA-Sequenzierung des Tumorgenoms.

Über das Universitäre Comprehensive Cancer Center Graz
https://www.uniklinikumgraz.at/ccc


Steckbrief: Philipp Jost

Philipp Jost ist Universitätsprofessor für Onkologie an der Medizinischen Universität Graz und Sprecher des Universitären Comprehensive Cancer Center Graz, einer gemeinsamen Einrichtung von Med Uni Graz und LKH-Universitätsklinikum Graz. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in der molekularen Tumortherapie und dem Bronchialkarzinom.

Kontakt

Univ.-Prof. Dr.
Philipp Jost 
Medizinische Universität Graz
Klinische Abteilung für Onkologie
T: +43 316 385 13900