An jedem zehnten Diabetes-Fall sind Süßgetränke schuld: Das zeigt eine aktuelle Studie, die in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ veröffentlicht wurde. Nun ist es keine neue Erkenntnis, dass zuckerhaltige Getränke ein großes Übel der modernen Ernährungslandschaft sind – die Ausmaße der gesundheitlichen Folgen sollten allerdings politische Maßnahmen nach sich ziehen, unterstreichen die Autoren der aktuellen Studie.
Wie diese aussehen könnten, zeigt der Blick nach Großbritannien: Dort gibt es seit sechs Jahren eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke – und dieser Preisaufschlag auf Zucker zeigt Wirkung: Laut einer Studie halbierte sich die Zuckermenge, die Kinder durch Limonaden und Ähnliches zu sich nehmen, in Großbritannien innerhalb eines Jahres nach Einführung der Steuer. Die Steuer zahlen müssen die Getränkehersteller, dabei gilt: Je mehr Zucker enthalten ist, desto höher die Abgabe, die zu zahlen ist. Als Reaktion reduzierten viele Getränkehersteller den Zuckergehalt, um die Steuer zu vermeiden.
Große Mengen an Zucker nebenbei getrunken
„Der Industrie mit einer solchen Steuer auf die Sprünge zu helfen, um sie dazu zu bringen, den Gehalt von Zucker in Getränken zu reduzieren, ist sicher ein guter Ansatz“, sagt auch Harald Sourij, Diabetes-Experte an der Med Uni Graz. Der Experte erklärt die massiven negativen Auswirkungen von süßen Getränken auf unsere Gesundheit so: „Wer Limonaden oder Fruchtsäfte trinkt, nimmt sehr rasch große Mengen Zucker und damit auch Energie zu sich.“ So enthalten süße Getränke pro 100 ml zehn bis elf Gramm Zucker, das entspricht rund 40 Kilokalorien pro 100 ml. „So entspricht ein dreiviertel Liter Limo dem Nährwert einer Schinkensemmel“, zeigt Sourij – somit sollte man süße Getränke als Zwischenmahlzeit betrachten.
Mit den zusätzlichen Kalorien, die so getrunken werden, beginnt ein Teufelskreis: Das Körpergewicht geht nach oben, was wiederum zu den Folgeerscheinungen Bluthochdruck, Insulinresistenz, Gefäßverkalkung und Entzündungen bis zum Endpunkt Schlaganfall oder Herzinfarkt führen kann. „Das Gefährliche an süßen Getränken“, fasst Harald Sourij zusammen, „ist, dass man nebenbei 200, 300 Kilokalorien zu sich nimmt, das aber gar nicht bemerkt.“
Limos & Co: Nährwert ist gleich null
Der ernährungsphysiologische Nährwert von Limos & Co. ist gleich null: Das Beste wäre, auf diese vollständig zu verzichten und stattdessen Wasser zu trinken. Wichtig ist außerdem: Vom Zuckergehalt unterscheiden sich Soft Drinks und Fruchtsäfte kaum – auch Säfte aus Obst sind wahre Zuckerbomben und sollten daher, wenn überhaupt, nur selten konsumiert werden.
Gerade für Kinder sind süße Getränke fatal: „Wer von klein an süße Getränke trinkt, gewöhnt sich an den süßen Geschmack und will immer mehr davon“, erklärt Harald Sourij. So kann bereits in der Kindheit der Grundstein für späteres Übergewicht gelegt werden. Daher gelte für Kinder jedenfalls: Süße Getränke möglichst vermeiden und Wasser trinken!
Statt Zucker Kräuter ins Glas
Zuckerfreie Alternativen für mehr Geschmack im Wasser gibt es genug: Ein Spritzer Zitrone oder Limette, Kräuter wie Minze oder Melisse oder Gemüsescheiben verleihen dem Trinkwasser Geschmack.
Zuckerersatz: Auch keine echte Alternative
Können zuckerfreie Getränke, die mit Zucker-Austauschstoffen oder künstlichen Süßstoffen versetzt sind, eine Alternative sein? Nur in begrenztem Ausmaß, sagt Harald Sourij: „Prinzipiell gibt es keine Empfehlung der WHO für diese Zucker-Austauschstoffe.“ Zwar reduzieren diese künstlich gesüßten Getränke die Kalorienzufuhr und damit auch die Gewichtszunahme, allerdings: Studien würden darauf hindeuten, dass Zuckerersatz auch negative Auswirkungen auf den Insulin-Stoffwechsel und auch das Mikrobiom im Darm haben könnte. „Für Menschen, die es gar nicht schaffen, auf süße Getränke zu verzichten, kann der Umstieg auf künstlich gesüßte Getränke allerdings sinnvoll sein“, sagt Sourij.
Textnachweis: Sonja Kraus, Kleine Zeitung online, 9.1.2025